Herr Steinleitner, wieso veröffentlichen Sie Ihr Buch „Gummistiefelyoga“ unter dem Pseudonym Felix Tanner?
Weil es sich um eine Sommerkomödie handelt. Ich bin aber bislang vor allem für meine Kriminalromane und Kinderbücher bekannt. Wir wollten die Fans von Anne Loop, Karl Zimmerschied, Felix Ambach oder der Barfuß-Bande nicht verwirren.
Das heißt, dass in Felix Tanners „Gummistiefelyoga“ gar kein Steinleitner-Humor mehr drin ist?
Doch, viel Humor, aber weniger Krimi. In „Gummistiefelyoga“ geht es um die patente Bäuerin Auguste, deren Hof am Rande des Ruins steht: Sie ist pleite und der Bürgermeister und größte Bauer am Ort versucht das auszunützen, um ihr den Bauernhof abzuluchsen.
Da kommt der Auguste die Idee mit dem Gummistiefelyoga?
Genau. Weil es sie selber am Rücken zwickt, sucht sie im Internet nach einer Lösung. Dabei trifft sie immer wieder auf dieses Yoga. Und je mehr sie sich damit beschäftigt, umso klarer wird ihr: Das Leben auf dem Bauernhof mit all seinen Tätigkeiten und mit seiner Verbundenheit zur Natur und zum Ursprünglichen ist eigentlich auch eine Art von Yoga.
Und was ist mit der Achtsamkeit?
Na ja, wer nicht achtsam ist, sollte sich keiner Kuh und keinem Hahn nähern. Die Tiere sind sehr sensibel. Auch die Pflanzen wachsen nicht, wenn man nicht achtsam mit ihnen umgeht. Bauern müssen achtsame Menschen sein.
Was passiert, nachdem die Bäuerin Auguste das Gummistiefelyoga erfunden hat?
Erst einmal stellt sie ihr Angebot ins Netz. Der Text lautet in etwa: „Finden Sie durch Melken, Mähen und Holzfällen zu Ihrer inneren Mitte!“ Sie lädt also gestresste Städter auf ihren Hof ein. Die sollen da mitarbeiten.
Hört sich nach einem tollen Angebot an.
Das merkt man schon daran, wer alles anreist: eine sehr soziale Grundschullehrerin, ein karrieregeiler Verpackungsmanager, ein Prinz Karl, eine toughe Maschinenbau-Bossin und ein Versicherungsjurist. Jeder hat seine ganz persönlichen Gründe, warum er dieses besondere Bauernyoga-Angebot sucht.
Aber dann bricht sich die Bäuerin Auguste ein Bein und muss ins Krankenhaus. Das bedeutet eigentlich das Ende des Hofs, weil Auguste keinen Mann oder Kinder hat.
Und so stellt sich für die Bauernyogis die Frage, ob sie den Hof retten sollen.
Sie entschließen sich dazu.
Ja. Aber erstens ist die landwirtschaftliche Arbeit viel komplizierter als man sich das als Laie vorstellt und zweitens gibt es da auch noch ein paar Saboteure, die mit teils kriminellen Methoden den Gummistiefelyogis das Leben schwer machen.
Wie sind Sie auf diese Geschichte gekommen?
Ich lebe selbst in einem Dorf mit vielen Landwirten und bekomme deren Alltag hautnah mit. Gleichzeitig habe ich viele Freunde in der Stadt. Es ist ziemlich verrückt, welch romantische Vorstellungen die Menschen teilweise vom Bauernleben haben. Das ist die lustige Seite. Was mich ärgert, sind aber die Städter, die denken, dass Bauern dumme Menschen sind. Es gibt ja sogar welche, die „Du Bauer!“ als Schimpfwort verwenden. Ganz ehrlich: Wer so etwas sagt, kann selbst mit nicht sehr viel Intelligenz ausgestattet sein. Denn der Beruf des Landwirts ist anspruchsvoll und vielseitig. Ein Bauer muss Botaniker, Tierarzt, Mechaniker, Meterologe, Geschäftsmann und vieles andere sein, wenn er mit seinem Hof überleben will. Ohne unsere Bauern hätten wir nichts zu essen.
Ja – und geht Felix Tanners Gummistiefelyoga-Geschichte gut aus?
Das kann ich natürlich nicht verraten. Aber immerhin so viel: Es wird am Ende auch ein unerwartetes Liebesglück geben.
Sie machen ja immer recht aufwendig inszenierte Lesungen. Ist das auch bei Felix Tanner so?
Klar. Mein neues Bühnenprogramm heißt „Gummistiefelyoga – die heiter-szenische Wellness-Lesung mit Film und Musik“. Da machen wir auch ein paar Gummistiefelyoga-Übungen zusammen. Außerdem gibt es ein Gummistiefelyoga-Quiz und ich zeige Einspielfilme mit Glückstipps von der Original-Bäuerin. Die Glückstipps stehen übrigens auch hinten im Buch drin. Dafür hat mir eine Freundin aus unserem Dorf verraten, was sie tut, damit es ihrer Familie auf dem Bauernhof gut geht.
Und es gibt gar keinen Kriminalfall?
Ach, Sie stellen aber bohrende Fragen! Was ich sagen kann: Es wird auch mal mit echten Waffen geschossen.