Frau Wagner, Sie sind österreichische Top-Anwältin, haben Sie da überhaupt Zeit ein Buch zu schreiben und wie gestalten Sie Ihre Freizeit?
Das Schreiben ist meine große Leidenschaft. Leider ist meine Freizeit sehr karg – aber für das, was man gerne tut, findet man immer Zeit! Das Schreiben ist auch eine Möglichkeit, meine Erlebnisse zu verarbeiten. Denn als Anwältin und Strafverteidigerin bin ich oft mit emotional sehr belastenden Situationen konfrontiert, etwa bei großen Mordprozessen.
In ihrem Buch „Verblendet“ geht es um ein Liebesdrama zu einem Mörder, was hat sie an Jack Unterwegs so interessiert?
Er war eine ungemein schillernde, charismatische Persönlichkeit: Er hatte diese Härte, die man durch das Leben auf der Straße und in Gefängnissen bekommt – und doch war er auch eine Künstlerseele, hochsensibel und vielschichtig. Ein außerordentlich faszinierender Mensch.
Sie beschreiben in Ihrem Buch, eine tiefergehende Liebe zu einem Mörder, war es wirklich Liebe oder nur eine Art Verblendung?
Ich habe Jack geliebt und weiß auch, dass er mich sehr geliebt hat. Ich denke aber, dass jeder Liebende das Objekt seiner Liebe ein Stück weit idealisiert. Der Titel „Verblendet“ bezieht sich aber darauf, dass ich den Mord, den er an einer jungen Frau begangen hat, ausgeblendet habe, es nicht wahrhaben wollte …
Wie reagieren Menschen darauf, wenn Sie ihnen erzählen, dass sie Jack liebten und vor allem Ihr heutiger Lebensgefährte?
Die Meinungen sind nach wie vor sehr geteilt. Es gibt aufgeschlossene Menschen, die mich und meine Geschichte akzeptieren. Mein Lebensgefährte gehört zu diesen Menschen. Diejenigen, die mich verurteilen, machen dies hinter meinem Rücken. Negative Menschen sind oft zu feige, um ihre Meinung einem ins Gesicht zu sagen.
Haben Sie einen Mann, der nachweislich eine Frau umgebracht hat, nicht auch als schlecht empfunden?
Wie ich schon sagte: Ich habe damals, als junge Frau, völlig ausgeblendet, dass er eine Frau umgebracht hat. Daher lautet der Titel meines Buches auch „Verblendet“.
Glauben Sie, dass Sie sich je wieder in einen Mörder verlieben könnten?
Das Leben hat auch mich härter und kritischer gemacht. Es erscheint mir daher eher unwahrscheinlich, dass ich mich nochmals in einen Straftäter, geschweige denn einen Mörder verlieben könnte. Dennoch heißt es ja: Sag niemals nie!
Waren Sie schon immer ein Mensch, der sich für „Außenseiter“ eingesetzt hat?
Ja, das war ich. Ich hatte schon immer eine starke soziale Ader. Heute engagiere ich mich neben meinem Beruf und dem Schreiben auch sehr für notleidende Tiere.
Zu einer Beziehung gehört „Liebe“, wie konnte die ausgelebt werden?
Ach, da gab es viele Möglichkeiten, auch im Gefängnis. Die Liebe findet ihre Wege, wie ein zartes Pflänzchen durch den Asphalt. In meinem Buch „Verblendet“ schildere ich einige wunderschöne Erlebnisse, die ich mit Jack hatte …
Wenn Sie an Jack heute denken, was hätten Sie anderes gemacht?
Gar nichts! Ich habe alles richtig gemacht und stehe dazu.
Weiterführende Links zum Serienmörder Jack Unterweger
Jack Unterweger auf Wikipedia
Jack Unterweger auf Spiegel TV
Jack Unterweger auf serienkillers.de