Drei Brüder im Profifußball – Multikulti als Schweizer Erfolgsmodell
Dass es drei Brüder schaffen, im Profifußball Fuß zu fassen, ist ziemlich selten. Die Rodriguez-Brüder, von denen Thomas Rengglis „Roberto, Ricardo, Francisco Rodriguez. Drei Brüder – eine Familie“ erzählt, haben es geschafft: Roberto, der Älteste, spielt im Mittelfeld des FCZ. Ricardo, der Zweitgeborene, spielt beim AC Milan. Und Francisco ist beim FC Luzern als Mittelfeldspieler.
Durch Interviews und Rückblicke erfahren wir, wie die Karriere startete
Die Familie Rodriguez, Schweizer Migranten mit chilenischem und spanischem Hintergrund, ist womöglich nicht beispielhaft in dem Sinne, dass sozialer Aufstieg so funktioniert. Sie ist es allerdings in der Weise, wie er funktionieren kann. In den ersten Kapiteln von Thomas Rengglis „Roberto, Ricardo, Francisco Rodriguez“ erfahren wir durch Interviews und Rückblicke, wie der Karrierestart für die drei verlief und wie jeder von ihnen seinen ganz individuellen Weg in den Profifußball nahm. Den Abschnitt, in dem die Brüder einzeln charakterisiert werden, hätte ich mir erzählerisch stärker gewünscht. Über weite Strecken wird in Form indirekter Rede aufgezählt, was geschah – gerade so, als gebe es keine Fakten. In den späteren Kapiteln wird dies dann aber geschickter gelöst; es fühlt sich an, als habe Thomas Renggli besser in sein Buch hineingefunden.
Ricardo ist der erfolgreichste der drei Rodriguez-Brüder
Später folgt ein ausführliches Kapitel über die Geschichte der Mailänder Fußballclubs, weil Ricardo, der erfolgreichste der drei Brüder, für den AC Milan spielt. Diese Passage ist wirklich fesselnd. Und auch der Blick auf die Nati-Spieler, deren Eltern Zugewanderte waren oder sind, ermöglicht interessante Einblicke, ebenso wie die Exkurse über die wichtigsten und einflussreichsten Personen und über die großen Turniere, die Ricardo mitmachte.
Unternimmt der Autor zu viele Exkurse in Fußballthemen?
Zum Ende hin bekommt das Buch aber ein paar Längen. Dies liegt vor allem daran, dass Thomas Renggli zu viel über Dinge schreibt, die nicht direkt mit den drei Fußball-Brüdern zu tun haben. Was der Autor über Brüdertrios und -paare im Profifußball schreibt, macht ein wenig zunichte, was kurz vorher mit den von den Rodriguez-Brüdern unabhängig voneinander beantworteten Stichwörtern gelungen ist.
Das Fazit des Buchs: Nicht der Fußball ist das Leben, sondern die Familie
Dieses Buch will keine Heldenverehrung erzeugen. Es stellt sehr gut heraus, dass nicht Fußball das Leben ist, sondern dass die Familie das Leben ausmacht: Für Roberto, Ricardo und Francisco Rodriguez, diese drei jungen, sympathischen Männer, war die bedingungslose Unterstützung durch ihre Eltern ausschlaggebend für ihre Karrieren. Zum Abschluss gibt es ein Nachwort des Betreuers der drei aus Kindheitstagen. An dieser Stelle ist das Buch rund. Ich habe es gerne gelesen.