ISBN 978-3-499-62481-0

224 Seiten

€ 10,00

Ist „Magic Cleaning – Wie richtiges Aufräumen Ihr Leben verändert“ lesenswert? Hier die kritische Antwort. Rezension!

„Magic Cleaning“ – Ein ziemlich radikales Ordnungskonzept

Marie Kondo

© InesBazdar – shutterstock.com

Marie Kondos Buch über das Aufräumen ist erschreckend logisch und wird deshalb vielen Menschen dabei helfen, mehr Ordnung in ihren Häusern und Wohnungen zu halten. Es verrät viele ganz konkrete Aufräum-Tipps, die sich definitiv nicht von der Hand weisen lassen. Mangelnde Konsequenz kann man Marie Kondo und der ihrem Buch „Magic Cleaning – Wie richtiges Aufräumen Ihr Leben verändert“ beschriebenen KonMari-Methode also nicht vorwerfen. Aber etwas anderes …

Aufräumen ist doch eine sehr lästige Tätigkeit

Jetzt mal ganz ehrlich: Wenn man von einem Buch des Titels „Cleaning – Wie richtiges Aufräumen Ihr Leben verändert“ hört, dann möchte man doch entweder sofort wegrennen oder man möchte sich darüber lustig machen. Aufräumen ist doch eine sehr lästige Tätigkeit, mit der man sich nicht auch noch lesend beschäftigen möchte. Insofern ist es verständlich, dass ich mit reichlich Vorbehalten – und vermutlich mit einem dezent süffisanten Gesichtsausdruck – zu lesen begann.

Täglich ein bisschen bringt nichts

Ich beobachte mich selbst beim Lesen nicht, aber ich gehe einmal davon aus, dass sich mein Gesichtsausdruck ziemlich schnell verändert hat. Denn ich hatte kaum 40 Seiten gelesen, da hielt es mich nicht mehr am Buch. Vielmehr öffnete ich die Türen meines Kleiderschranks. Bitte verlangen Sie nicht von mir, Ihnen zu beschreiben, was ich sah. Vorsichtig formuliert: Er ist sehr voll. Wie auch unser ganzes Haus – wir sind eine vierköpfige Familie – sehr voll ist. Wir bezeichnen uns selbst als „Sachenmenschen“, weil wir gerne viele Sachen um uns herum haben. Andere würden uns vermutlich als schlampig bezeichnen. Und wir belächeln Menschen, deren Wohnungen so aufgeräumt sind wie Arztpraxen. So sind wir nicht. Aber wir sind unordentlicher als wir es gerne wären. Das weiß ich schon lange, doch die Lektüre dieses Buchs hat meinen Blick für einige Dinge geschärft.

Aufräum-Tipp 1: Macht mich dieser konkrete Gegenstand glücklich?

Erwarten Sie nun nicht, dass dieses Buch für Sie das Aufräumen neu erfindet oder es Ihnen abnimmt. Auf die Methoden, die Marie Kondo empfiehlt, können wir alle selbst kommen, den sie sind logisch: Nehmen Sie jeden einzelnen Gegenstand in die Hand und fragen Sie sich, ob er Sie glücklich macht. Wenn nicht, weg damit. Oder dass wir nicht die anderen Familienmitglieder als Ausrede dafür nutzen sollen, nicht selbst Hand anzulegen. Hier sagt Marie Kondo, dass wir zunächst einmal nur unsere eigenen Sachen aufräumen bzw. entsorgen sollen. Sie behauptet, dass dieses Vorbild früher oder später die anderen Familienmitglieder mitziehe.

Aufräum-Tipp 2: Nicht andere zum Aufräumen zwingen, sondern selber anfangen

Darüber kann man nun lächeln. Tatsache aber ist, dass – nachdem ich meinen Kleiderschrank von etwa einem Drittel seines Inhalts befreit und unser unteres Bad von vielen halbvollen Lotionflaschen, Medikamenten und sonstigem altem Krimskrams befreit hatte – meine Frau plötzlich begann, das obere Bad auszumisten. Noch am selben Tag! Obwohl ich nichts gesagt hatte! Wenn man andere nicht zum Aufräumen zwingt, scheint sich tatsächlich eine Sogwirkung zu entwickeln.

Aufräum-Tipp 3: Erstens: Dinge wegwerfen. Zweitens: den Aufenthaltsort bestimmen für Dinge, die nicht weggeworfen werden

Marie Kondo schlägt viele sinnvolle Regeln vor: Nicht häppchenweise aufräumen, sondern alles auf einen Schlag; damit man den Aufräumerfolg sieht und das Glück spürt, das er mit sich bringt. Erst wegwerfen, dann einen Aufenthaltsort bestimmen für das, was nicht weggeworfen werden soll. Jedes Ding braucht seinen festen Platz. Dort soll es immer wieder landen, wenn es gerade nicht verwendet wird. Wir sollen stets nach derselben Reihenfolge aufräumen: erst Kleider, dann Bücher, Schriftstücke, Kleinkram und ganz zuletzt Erinnerungsstücke.

Geschenk an die jüngere Schwester – ein besonders perfider Trick

Als jüngere Schwester soll man sich vor den Klamotten der älteren schützen. Marie Kondo, die seit Jahren Leute beim Aufräumen berät – von der Hausfrau bis zum Manager – sagt, dass jüngere Schwestern die typischen „Opfer“ für das Abladen von Kleidung seien, die eigentlich niemand in der Familie mehr brauche.

Manche Empfehlung klingt so radikal wie verrückt

Die Autorin schlägt aber auch radikale Aufräumregeln vor, die man verrückt finden kann: Ihrer Erfahrung nach gestaltet sich das Aufräumen am effektivsten, wenn man ganz früh anfängt. Sie startet mit ihren Klienten am liebsten um 6.30 Uhr morgens. Sie rät dringlichst davon ab, beim Aufräumen Musik zu hören. Niemals sollen wir den anderen Familienmitgliedern zeigen, was wir wegwerfen wollen. Die würden uns nur daran hindern – was ja auch stimmt!

Was den Aufräumerfolg gefährden kann

Die anderen zu fragen, würde den Aufräumerfolg gefährden. Und genau hier muss auch die Kritik ansetzen, wenn man dieses Buch über das Aufräumen denn kritisieren möchte: Es ist alles unglaublich vernünftig, was Marie Kondo schreibt. Aber mitunter wirkt es ein wenig hartherzig und gänzlich unromantisch.

Dennoch möchte ich diese Empfehlung aussprechen: Sollten Sie das Gefühl haben, Ihre Wohnung könnte mal eine „Überarbeitung“ vertragen, dann werfen Sie einen Blick in „Cleaning – Wie richtiges Aufräumen Ihr Leben verändert“. Man muss das ja nicht hundertprozentig genau so machen wie Marie Kondo es verlangt. Man kann ja auch einfach nur die Motivation nutzen, die einem KonMari gibt. Wenn es am Ende beim aufgeräumten Kleiderschrank und Badezimmer bleibt, dann hat es sich doch auch schon gelohnt. Wobei ich glaube, dass bei mir die Nachwirkungen der Lektüre dieses Buchs über das Aufräumen noch längst nicht ihre volle Wirkung entfaltet haben. Bei mir kommt noch mehr Ordnung ins Haus. Dank Marie Kondo und ihrer KonMari-Methode.

ISBN 978-3-499-62481-0

224 Seiten

€ 10,00

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Bernhard Berkmann

Geboren 1982, studierte Bernhard Berkmann Kommunikationswissenschaften, Psychologie und Romanistik. Als Autor interessiert er sich vor allem für Kriminalromane und Wirtschaftsthemen. Bernhard Berkmann pendelt zwischen Berlin und dem schwedischen Båstad. In seiner Freizeit geht er gerne schwimmen.

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