ISBN 978-3-257-24414-4

ca 336 Seiten

€ 24,00

In „Ewige Jugend“, Commissario Brunettis 25. Fall, zweifelt eine Contessa daran, dass ihre Enkelin einem Unfall zum Opfer gefallen sein könnte. Exklusive Leseprobe.

Der mysteriöse Sturz einer Fünfzehnjährigen in den Canale di San Boldo

Kanal in Venedig

Was geschah vor vielen Jahren wirklich mit der Enkeltochter der vornehmen Contessa? War der Sturz der Fünfzehnjährigen in den Canale di San Boldo wirklich ein Unfall, ein Selbstmordversuch – oder hatte noch jemand ganz anders seine schmutzigen Hände im Spiel? Bei einem Glas erlesenen Whiskys konfrontiert die Contessa Commissario Brunetti mit ihren Zweifeln. Aber lesen Sie selbst …

„Worüber wollen Sie mit mir sprechen, Contessa?“ Brunetti stellte das Glas aufs Tablett zurück.
„Sie wissen von meiner Enkelin?“, fragte sie.
„Ich weiß nur, dass sie vor Jahren einen Unfall hatte, aber das hat mir jemand in der Questura erzählt, niemand aus der Familie.“ […]
Die Contessa sank zurück, umklammerte die Sessellehnen und schloss die Augen. „Meine Enkelin wurde vor fünfzehn Jahren … beschädigt.“ Brunetti hörte ihren Atem schwerer gehen. Hoffentlich wurde sich nicht ohnmächtig. […]
Sie schlug die Augen auf und sagte: „Da war sie fünfzehn, fast sechzehn.“
„Was ist passiert?“
„Sie wurde nicht weit von daheim aus einem Kanal geborgen, nachdem sie lange unter Wasser gewesen war. Wie lange, weiß niemand, aber lange genug, dass sie Schaden genommen hat.“ Die Contessa zwang sich, ruhig und sachlich zu bleiben. Der Schmerz war nur in ihren Augen zu sehen, die Brunettis Blick nicht zu begegnen wagten.
Fünfzehnjährige Venezianer schwimmen doch alle wie die Fische, dachte Brunetti. Schon als Kinder gehen sie ins Wasser, verbringen jeden Sommer am Strand und im Meer, springen bei Alberoni von den Felsen und sausen auf den Booten ihrer Freunde durch die laguna.
„Ist sie gestürzt?“, fragte Brunetti.
„So hat es die Polizei gesagt, aber ich bin mir nicht mehr sicher“, sagte die Contessa und stellte sogleich klar: „Dass es ein Unfall war.“
„Und wieso?“
„Manuela hatte schreckliche Angst vor Wasser.“
Brunetti zog die Augenbrauen hoch – von Venezianer zu Venezianerin. Schreckliche Angst vor Wasser? […]
„Ich weiß immer noch nicht, was ich für Sie tun kann, Contessa“, sagte er.
„Ich möchte, dass Sie nachforschen, ob da vielleicht etwas gewesen ist …“, ihre Hand beschrieb einen Kreis und senkte sich schließlich über ihre Augen. […] „Sie ist nicht einfach so ins Wasser gefallen“, beharrte die Contessa mit dem Starrsinn des Alters und der Großspurigkeit der Reichen.
Brunetti nahm einen kleinen Schluck und hielt sich dann an seinem Glas fest. „Contessa, es gibt Möglichkeiten, die Sie vielleicht nicht bedacht haben“, setzte er an. Wie sollte er ihr nur beibringen, dass womöglich weder ihre LIebe noch ihr Geld ihre Enkelin daran hindern können, betrunken oder zugedröhnt ins Wasser zu gehen?
„Manuela hat nicht versucht, sich umzubringen, und sie hat weder getrunken noch Drogen genommen.“
Konnte die Contessa Gedanken lesen? […]
„Nichts hätte Manuela dazu bringen können, ins Wasser zu gehen. Egal was vorher war, wenn Manuela sich der rivaauf zweit Meter genähert hätte, wäre sie zusammengebrochen und hätte sich vor Angst übergeben. Ich selbst habe das zweimal erlebt“, erzählte sie. […] „Und nicht nur wegen Manuelas Angst – ja ihrer Phobie – ist es auszuschließen, dass sie ins Wasser gegangen ist.“
„Was meinen Sie damit?“
„Der Mann, der sie herausgezogen hat …“ Brunetti hatte eine vage Erinnerung. Ein Mann, der ins Wasser gesprungen war, um ein Mädchen zu retten. Ja … da war etwas gewesen … aber was?
„Ihr Retter hat damals ausgesagt, er habe gesehen, wie jemand sie ins Wasser gestoßen oder geworfen habe.“
„Wem hat er das gesagt?“
„Ihnen“, antwortete sie in unverhohlener Anklage. […] „Nein, nicht Ihnen persönlich. Sondern den Polizisten vor Ort.“

Dieser spannende Textauszug stammt aus Donna Leons Jubiläums-Brunetti „Ewige Jugend“ (Seite 39 bis 47). Die Leseprobe wurde von der buchszene.de-Redaktion ausgewählt und gekürzt. Die Übersetzung aus dem Amerikanischen stammt von Werner Schmitz.

ISBN 978-3-257-24414-4

ca 336 Seiten

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